L.H.O.O.Q.

Ich liebe dich, David!, sagt Schlange.
Ich liebe dich auch, Mona Lisa, sage ich.
Willst du mit mir sterben gehen, David?, fragt Mona Lisa, sagt Schlange.
Aber ja, sage ich, wir lieben den Tod, sagt David lächelnd zu Mona Lisa, so gut wir können.
Mir ist heiß!, sagt Mona Lisa.
Wenn ich zu dir komme, sagt der kleine Tod, wird es wieder kühl.

Gute Nacht, gute Nacht!

Wenn ich gleich einschlafe, sagt Schlange, bin ich dann nicht mehr da, oder bist du nicht mehr da, oder sind wir alle beide weg?

Wenn ich wach bleibe, sage ich, bin ich da, aber du siehst mich nicht, und du siehst dich selbst nicht, für dich sind wir alle beide weg, aber das merkst du nicht, und du wirst deswegen nicht traurig werden.

Und wo bin ich?
Du bist für mich da und doch nicht richtig da.
Seltsam, sagt Schlange, dann ist das alles eine Frage der Sichtweise?
Ansichtssache, sage ich. Wenn du weg bist, streiten wir uns übrigens nicht.
Wenn du weg bist, sagt Schlange, streite ich mich auch nicht.
Gut, sage ich.
Bist du froh, wenn ich schlafe?
So froh, sage ich, wie wenn ich selbst schlafe. Es muss sein.
Erholst du dich dann von mir?, fragt Schlange.
Wie man’s nimmt, sage ich, ich erhole mich genauso von mir selbst.
Was ist, wenn du auch schläfst?
Wenn ich nachher auch schlafe, sehen wir uns beide nicht, wir sind dann beide weg, sage ich.
Obwohl wir doch für andere noch da sind?
Wenn wir nicht merken, dass wir leben, sind wir tot, sage ich.
Ist das die große Erholung?, fragt Schlange.
Ja, sage ich, schlaf ein!
Gute Nacht.
Lebe wohl, Schlange.

Teile und herrsche!

Hast du Schlange zähmen können?, frage ich mich.

Schlange sagte oft zu mir: Es ist gut, wenn ich dich lenke, dann kannst du dich besser entscheiden.
Befreite sie dich von deiner Unsicherheit?
Ich weiß nicht, ob sie mich befreit hat um mich besser zu beherrschen.
Haben wir uns geliebt?
In der Distanz liebten wir uns, Nähe führte zwangsläufig zum Kampf um alles oder nichts.
Wer siegte, du oder Schlange?
Das kann man so nicht sagen, denn jeder Sieg war zugleich eine Niederlage. Für mich war es günstiger zu unterliegen, denn nur in der Niederlage konnte ich gewinnen.
Dann hat sie dir also manchmal auch ihr Herz geschenkt?
Vielleicht, sage ich mir. Auf jeden Fall konnte sie als Siegerin immer leichter den Gewinn mit mir teilen als umgekehrt.